Die hohe Kunst des Wässerns

Die Farbe Grün ist kein Qualitätsmerkmal, das richtige Wassermanagement schon

Sattes Grün, wohin man blickt. Nur dann, wenn die Farbe passt, kann auch das Gras wirklich gesund sein. Dieser Fehleinschätzung vieler Golfer setzt Roland Schäfer die Aussage entgegen: „Gras verändert sich mit den Jahreszeiten und dem Wetter, es ist mal brauner, mal grüner.“ Mit der Spielqualität, so der Head-Greenkeeper des Hamburger L&GC Hittfeld, der außerdem den Verband Greenkeeper Nord leitet, hat die Farbe erst einmal nichts tut.

Wasser wird zum Top-Thema

Wenn Fachmänner über Grasqualität sprechen, geht es um Wurzellängen, um die Grasdichte, die Vermeidung von Kahlstellen und einen einheitlichen Schnitt. Allesamt Details, die wiederum mit optimaler Versorgung der Gräser zusammenhängen: Wasser, Nährstoffe und Luft brauchen die Gräser – das Ganze bitte perfekt abgestimmt in der richtigen Kombination. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland die Grundwasserspiegel sinken, viele Kommunen die Wassererlaubnis von Golfanlagen begrenzen und in manchen Regionen auch die Niederschläge immer weniger werden, ist der Posten „Wasser“ auf Golfanlagen zu einem heiklen Punkt geworden.

Wassermanagement ist auch auf den Anlagen der Leading Golf Clubs of Germany ein Thema, das vom Greenkeeper bis zur Geschäftsführung alle Verantwortlichen ständig beschäftigt. Wer Christian Löffl, Head-Greenkeeper des G&LC Regensburg nach seiner Beregnungsstrategie befragt, erkennt – das Ganze ist eine hohe Kunst. Bei dieser geht es nicht darum, einmal täglich die Beregnungsanlage anzustellen und dann 20 Minuten den Golfplatz kräftig nass zu machen.

Handwässern steht für Qualität

„Unsere Bewässerungsfläche ist 35 Hektar groß“, erklärt Löffl. „Die Grüns bewässern wir eigentlich nur mit Hand. Gerade an den Breaks ist das mit einer feinen Drüse am effektivsten, da kann man die trockenen Stellen am besten erfassen.“ Handwässern, so hört man auch von Roland Schäfer, ist das Gebot der Stunde. Wer Greenkeeper auf Grüns mit dem Schlauch beim Beregnen sieht, muss sich also nicht über eine defekte Beregnungsanlage Gedanken machen, sondern erkennt: In diesem Club ist Qualität gewünscht.

Auch auf den Fairways lautet die Losung: Runter von der Droge Wasser. Zuviel Wasser führt nur zu Problemen. Staunässe lässt schnell Pilze und Krankheiten entstehen. Auf nassem Boden wachsen auch Unkräuter gerne. Bei großer Hitze ab etwa 30 bis Grad starten die Greenkeeper zahlreicher Leading Golf Clubs deshalb ein Kühlungsprogramm für die Gräser: „Da lasse ich morgens um vier Uhr die Beregnung nur drei, vier Minuten laufen, damit die Gräser abgekühlt werden,“ erklärt Löffl. Dann überstehen gesunde Gräser auch große Hitze gut.

Moderne Beregnungsanlagen

Wichtig ist dabei auch, dass die Beregnungsanlage wirklich flächendeckend arbeitet. Moderne Regnerköpfe, eine ausgefeilte Software und das Messen der Trockenstellen auf dem Platz führt am Ende zu einer möglichst homogenen Beregnungsfläche: „Wir haben hier in St. Leon-Rot über die Jahre deutlich mehr Regner auf dem Platz eingebaut, um die Abdeckungsquoten zu erhöhen“, erläutert Daniel Lüttger, Head-Greenkeeper beim GC St. Leon-Rot. Das heißt: Viele individuell einstellbare Regnerköpfe führen auf dem Golfplatz am Ende zu einem perfekten Beregnungsergebnis.

Investitionen in die Beregnungstechnik sind auf deutschen Top-Anlagen wie den Leading Golf Clubs deshalb Standard. Im GC Schönbuch ist das Thema Beregnung seit rund einem Jahr ein Dauerbrenner. Die Golfanlage in der Nähe von Ludwigsburg plant derzeit ihre komplette Wasserversorgung um, weil die Abhängigkeit vom kommunalen Wasserversorger zu groß war. „Jetzt überprüfen wir alles vom Speicherteich, über das Potential von Dachflächen zum Wassersammeln, die optimale Beregnung, Brunnen oder die Wiederaufbereitung von Wasser“, erklärt Geschäftsführer Marcel Gallmayer. „Wir müssen einfach feststellen, wo unser Einsparungspotential ist und wie wir noch bewusster mit Wasser umgehen können.“

Wasser ist ein Kommunikations-Thema

Für Christofer Hattemer, Präsident des GC Hanau-Wilhelmsbad und des Hessischen Golfverbandes, ist gerade vor dem Hintergrund der hohen Investitionen und der Dringlichkeit des Themas die Kommunikation ein wesentlicher Punkt: „Wir müssen die Mitglieder frühzeitig auf das Thema hinweisen und mitnehmen.“ Das hat man aus der letzten großen Trockenphase 2018 gelernt: „Damals haben wir das bei unseren zahlreichen Bäumen gemerkt, die durch die Trockenheit extrem gestresst waren“, stellt Platzwart Klaus Dreßler fest. „Danach haben wir 500 Bäume gefällt. Inzwischen achten wir bei der Auswahl von neuen Bäumen auch darauf, dass sie besser mit wenig Wasser klarkommen.“

Wasser, so die Erkenntnis, ist ein wertvolles Gut, das zunehmend rarer wird. Für Golfanlagen als Sportflächen mitten in der Natur ist es überlebenswichtig. „Bei The Leading Golf Clubs of Germany ist uns Ressourcenschonung extrem wichtig. Wir wollen sowohl in Sachen Technologie als auch in der Kommunikation in Deutschland eine Führungsrolle einnehmen und unseren Mitgliederclubs hier die Möglichkeit geben, voneinander zu lernen,“ stellt Bernhard May als Präsident der Vereinigung und des GC Würzburg fest.

Richtige Bewässerung, so das Fazit, ist ein feines Zusammenspiel aus vielen Faktoren. Wer die Kunst beherrscht, bekommt als Dank Gras mit langen Wurzeln, hoher Dichte, gesunden Blättern. In welchem Grünton auch immer.